
Fruchtbarer Boden, magerer Ertrag
In der Dunkelheit, kurz nach fünf Uhr, zieht der kleine Asante* los, um rechtzeitig von seinem Zuhause auf einem Berg in die Schule in der Ebene zu kommen. Es klappert, als er den Schulranzen ablegt, aber für den Unterricht hat er nichts mitgebracht. Denn Stift, Papier oder ein Buch hat er nicht. Erst zur Mittagszeit öffnet der Schüler seine Tasche, um eine leere Schüssel herauszuholen. Etwas Essbares ist nicht darin.
Teils mehr als drei Stunden am Tag sind Kinder zu Fuss unterwegs, um in die Schule zu kommen. Zu Beginn nickte manch einer beim Lernen ein, denn mit leerem Magen lässt die Konzentration schnell nach. Daher haben unsere Partner vor Ort eingeführt, dass in dieser Schule eine sättigende Mahlzeit zum Alltag gehört. Die Kinder sind versorgt, die notleidenden Familien entlastet.
Eine Saat geht auf
Der böseste Mann auf dem Berg soll er sein, der Jabari*. Man kennt ihn als Säufer, Schläger, Betrüger und Dieb. Von alledem weiss die AVC-Mitarbeiterin nichts, als sie von ihrem Gemüsebeet aufblickt. Sie sieht lediglich eine bedauernswerte Gestalt, ungepflegt und eindeutig nicht nüchtern. Eine innere Wut packt sie: »Wie lange noch wollt ihr Männer euch für den Himmel unwürdig halten?«, hält sie dem Mann entgegen.
Der Unbekannte erstarrt, aber die Ansprache wird fortgesetzt. »Ihr weigert euch, auf Gott zu hören. Ihr tut nur das, worauf ihr gerade Lust habt. Und am Ende bringt ihr euch auch noch selbst um. Dabei könntet ihr eurem Elend ganz anders ein Ende machen. Gebt es Jesus!« Der Angesprochene stimmt den klaren Worten zu: »Mit dem Glauben könnte ich etwas anfangen. Mit Religion aber gar nicht. Ich will nicht in die Kirche!« »Du kannst aber auch unter den Bäumen beten.« An Ort und Stelle kniet sich der Mann hin und bittet Gott um Vergebung seiner Sünden.
Erst als die Menschen auf dem Berg vom veränderten Leben ihres gefürchteten Mitbewohners erzählen, erfährt die Missionarin, mit wem sie es an jenem Abend zu tun hatte. Jetzt bleibt Jabari nüchtern. Seine Familie erlebt einen liebenden Vater, der nun in der Lage ist, für sie zu sorgen. Mögen seine Felder gut bestellt und die Schulranzen seiner Kinder ausreichend mit Essen gefüllt sein.
* Namen geändert



