Geistlicher Aufbruch im Nildelta
»Gebt ihr ihnen zu essen.« Mit diesen überraschenden Worten fordert Jesus seine Jünger auf, mit fünf Broten und zwei Fischen 5000 Männer, ihre Frauen und Kinder zu speisen. Und dieselben Worte flüsterte Gott mir 2016 zu, als ich bei einer Missionskonferenz in Ägypten zum ersten Mal vor 700 Menschen stand, die grösstenteils nur Arabisch sprachen. Und wie die Jünger fühlte auch ich mich hilflos.
Steh auf und geh!
Acht Jahre später kehre ich von meiner 14. Ägypten-Reise zurück, wo ich Zeuge eines aussergewöhnlichen Ereignisses geworden bin. Nachdem wir in einer presbyterianischen Kirche gepredigt haben, beten wir für eine muslimische Frau im Rollstuhl. Sie ist von Christen gebracht worden, damit sie von dämonischen Kräften frei werde. Während des Betens merken wir, dass wir auch für ihre persönliche Situation beten sollen. Dann bitten wir sie, aufzustehen und zu gehen. Und was geschieht? Sie steht auf und geht. Zum ersten Mal seit über zehn Jahren. Schliesslich läuft sie zu Fuss nach Hause und jemand anderes schiebt ihren Rollstuhl. Was für ein Wunder!
In den vergangenen Jahren habe ich Menschen aus verschiedenen christlichen Denominationen kennengelernt und in den unterschiedlichsten Gemeinden gepredigt. Nach dem Schwerpunkt Oberägypten führte mich Gott speziell ins Nildelta im Norden, eine benachteiligte Gegend, von ausländischen Organisationen völlig vernachlässigt. Aber Gott hat einen besonderen Plan für diese grosse Region, aus der die Israeliten vor vier Jahrtausenden auszogen sind. Dort beruft Gott viele Christen mit sehr unterschiedlichen Lebensläufen. Allen gemeinsam ist, dass sie mutig ihren Glauben teilen und grosse Risiken auf sich nehmen, um die muslimische Bevölkerung zu erreichen.
Kirche mit eigenem Leben verteidigt
Da ist Youssef, den Gott dazu bewegt hat, seine Arbeit aufzugeben, um Pastor zu werden und eine evangelische Kirche in seiner Stadt zu gründen. Er folgt dem Ruf und geht sogar so weit, seine eigene Wohnung zu verkaufen um den Bau der Kirche zu finanzieren. Als die Behörden Bulldozer schicken, um das ohne Genehmigung errichtete Gotteshaus abzureissen, postiert er sich davor und ist bereit, sein Leben dafür zu geben. Der Behördenleiter wird später vom Geist Gottes so sehr in seinem Schlaf gestört, dass er sich persönlich bei unserem Partner entschuldigt.
Maged, ein katholischer Priester erhält den Ruf, eine Gemeinde im Delta zu übernehmen. Gleichzeitig besucht er Vorlesungen an der renommierten islamischen Al-Azhar-Universität, wo er seinen Glauben bezeugt und hunderte von Bibeln an muslimische Studenten verteilt. Ein anglikanischer Pastor verlässt seine privilegierte Position in Oberägypten, um Sozialprogramme für Bedürftige zu entwickeln. Und da ist auch der presbyterianische Pastor, der gross denkt: Er renoviert seine Kirche und lässt dort ein neues Taufbecken errichten – er ist sicher, dass er bald zahlreiche Muslime taufen wird. Dies sind nur einige Beispiele von vielen.
Ein Licht im Nahen Osten
Im Nildelta leben 30 Millionen Menschen, wobei der christliche Bevölkerungsanteil nur 3 bis 4 % beträgt. Im restlichen Ägypten sind es mehr als 10 % Christen. Die Bevölkerung ist mehrheitlich arm und die spirituelle Atmosphäre belastend. Aus diesem Grund wenden sich viele Muslime auf der Suche nach Heilung und Befreiung an die Kirchen. Einige Imame senden Hilfesuchende sogar direkt zu den Christen: »Ich kann dir nicht helfen. Das muss ein christlicher Dämon sein. Um damit fertig zu werden, musst du in eine Kirche gehen.«
AVC ist es ein Anliegen, Gemeinden und ihre Leiter zu unterstützen. Wir wollen sie hinter einer gemeinsamen Strategie vereinen, die darauf abzielt, Erweckung in die Region zu bringen. Tatsächlich erkennen wir bereits erste Anzeichen, die unsere Vision bestätigen. 2011 hatten mehrere ägyptische Gemeindeleiter den prophetischen Eindruck, dass sie sich vorbereiten sollten. Denn in zwölf Jahren würde Gott eingreifen und die Gegend zu einem Licht inmitten eines geplagten Nahen Ostens werden lassen.
Diesen Sommer konnten wir in Alexandria über 50 Pastoren aller Denominationen und aus allen Regionen des Deltas zusammenbringen. Sie waren bereit, ihre Visionen zu teilen und über die verschiedenen institutionellen Sensibilitäten hinweg zusammenzuarbeiten. Sie haben sich strategische Prioritäten gesetzt, um den benachteiligten Menschen in ihrer Region bestmöglich zu dienen. AVC unterstützt sie in ihrem Bestreben, insbesondere die Jugend zu erreichen und das Evangelium durch soziale und medizinische Aktionen zugunsten der Ärmsten zu verbreiten.